Problemfall: Rasende und lärmende Motorradfahrer
Polizei ist machtlos – Direkte Kommunikation als möglicher Lösungsansatz
Ein verregnetes Frühlings- oder Sommerwochenende wünscht sich normalerweise wohl kaum jemand. Aber einen Vorteil hat es: Der Lärm, verursacht durch Scharen von Motorradfahrern, die bei schönem Wetter auf landschaftlich reizvollen Stecken ihre Maschinen bis an die Leistungsgrenze bringen, bleibt zumindest aus.
Auch Bürgermeisterin Jana Radant aus Wandlitz sieht der anstehenden Sommersaison teilweise mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn dann flattern wieder viele Beschwerden auf ihren Schreibtisch. Zahlreiche Anwohner der B 109 und der B 273 seien genervt vom Lärm und der Raserei der Motorradfahrer. „Es geht nicht um die Verteufelung der Motorradfahrer allgemein“, sagt die Rathauschefin. Aber man müsse schauen, dass das Problem nicht ausufere. Bei einer Beratung mit Amtskollegen aus den benachbarten Städten und Gemeinden und der Polizei am 30. März im Wandlitzer Rathaus wurde diskutiert, was gegen die lauten Zweirad-Raser unternommen werden könnte.
Wolfgang Arlt von der Polizeiinspektion Barnim bot mit einigen Zahlen und Fakten einen Überblick über die Entwicklung bei den Motorradzulassungen, die Verkehrsunfalllage und die Möglichkeiten bzw. die Grenzen polizeilicher Intervention bei Motorradraudis. Was die Zulassungszahlen angeht, ist in den vergangenen drei Jahren eine stetige, „aber nicht üppige“ Zunahme zu verzeichnen. Knapp 9.000 Kräder waren 2014 im Barnim zugelassen, 8.330 Motorräder waren es 2012. In Brandenburg insgesamt waren im vergangenen Jahr rund 110.200 Motorräder zugelassen, in Berlin rund 100.300 Maschinen. Dabei ist es weniger die Anzahl der Motorräder, die problematisch ist, als viel eher der Fahrstil einiger Biker. Beschleunigungsorgien in kleinen Gängen und das Ausfahren der Gänge bis zum Limit nerven Anwohner beliebter Strecken gehörig und verschrecken Gäste und Urlauber. Dabei gehören die B 109 und die B 273 in Wandlitz gemäß Polizeistatistik noch nicht einmal zu den relevanten Punkten – zumindest was die Unfallzahlen angeht. Betroffen sind vielmehr die B 158 zwischen Blumberg und Tiefensee, die L 220 zwischen Eichhorst und Joachimsthal und die L 29 zwischen Liepe und Oderberg, die als Verkehrsunfallschwerpunkte relevant sind. Denn bei allen Problemen mit zu hohen Lärmpegeln steht im Barnim wie auch überall sonst die Entschärfung von Unfallschwerpunkten für die Polizei im Vordergrund.
Die Suche nach Lärmsündern ist laut Wolfgang Arlt aus polizeilicher Sicht nahezu aussichtslos. Einerseits fehlt es an der notwendigen Messtechnik, um die Motorräder von vorne und hinten abzulichten. Damit wären zumindest die Temposünder zu überführen. Außerdem seien die Motorradfahrer vielfach in großen Gruppen unterwegs. „Da brauchen wir schon rund zehn Beamte für eine konzertierte Kontrolle“, so Wolfgang Arlt. Kein einfaches Unterfangen für die Polizei in Zeiten ständig neu hinzukommender Aufgaben bei gleichzeitiger Personalknappheit. Zudem seien Lärmemissionen kaum zu ermitteln. Für Fahrgeräusche gelten zwar gesetzliche Grenzwerte, aber Messungen sind nur in einem bestimmten Drehzahlbereich vorgeschrieben, nicht aber bei höchster Drehzahl. Der für Motorräder vorgeschriebene Grenzwert von 80 Dezibel wird bei einer „normalen“ Fahrweise im Regelfall eingehalten. Nicht aber beim Hochdrehen der Motoren und schon gar nicht mit lärmträchtigen Zubehörauspuffen, die der Maschine einen vermeintlich noch besseren Sound verleihen.
Wolfgang Arlt schloss seine Ausführungen mit der nicht sehr optimistischen Aussicht, dass es aktuell weder rechtlich noch mit polizeilichen Maßnahmen kaum möglich sei, den nervtötenden Rasern auf zwei Rädern beizukommen. Polizeiliche Repressionsmaßnahmen seien bei Motoradfahren noch weniger erfolgversprechend als bei anderen Verkehrsteilnehmern. Und auch straßenbauliche Maßnahmen auf bevorzugten Strecken, wie z.B. „Rumpelhindernisse“, wie es in anderen Bundesländern schon mal getestet wurde, seien keine Lösung. Und die Bürgermeisterin betont auch noch einmal: „Uns geht es nur um den kleinen Teil der Raser und Krachmacher. Alle anderen Motorradfahrer sind uns auch weiterhin herzlich willkommen.“
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Gemeinde Wandlitz, Pressestelle, Elisabeth Schulte-Kuhnt
Tel.: 033397 – 66 135, Fax: 033397 – 66 116, eMail
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